LAUTERBACH – 02.11.2019
Arbeiten in der Lauterbacher Adolf-Spieß-Halle „liegen im Zeitplan“
(ws) „Die Arbeiten in der Adolf-Spieß-Halle liegen im Zeitplan“, sagt Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller. Der wievielte Zeitplan das ist seit dem Grundsatzbeschluss der Lauterbacher Stadtverordneten im Dezember 2015 zur Generalsanierung der guten Stube der Kreisstadt weiß wohl niemand so ganz genau. Das Ziel lag immer am Jahresende, wobei der Abrechnungstermin stets als verpflichtend galt als Vorgabe des Zuschussgebers, der Millionen zur Renovierung des Jugendstilbaues beiträgt. Zweimal ist der Abrechnungstermin jeweils um ein Jahr hinausgeschoben worden, Mitte Dezember 2019 soll aber nun endgültig Schluss sein mit dem Verschieben in kommende Haushaltsjahre. Also ist wieder einmal Endspurt bei den Bauarbeiten angesagt. Wann Eröffnung gefeiert wird, steht aber noch nicht fest.
Ein Rundgang durch die Baustelle lässt inzwischen schon erkennen, wie das Schmuckstück einmal aussehen soll. Die Toiletten im Keller, der große Saal mit der Bühne, die Emporen und der kleine Saal beeindrucken schon jetzt. Die Kronleuchter warten eingepackt aufs Aufhängen, die Veranda im Anschluss an das künftige Foyer steht, Toiletten im Kellergeschoss sind montiert, die Fliesen dort passen sich dem historischen Stil an. Allein das Erdgeschoss wirkt noch sehr nackt mit einem riesigen Kabelverhau an den künftigen Schaltkästen. Dem Laien könne da mit Blick auf die Fertigstellung schon Angst und Bange werden, zitiert Bürgermeister Vollmöller die Fachleute seiner Verwaltung. Doch in der kommenden Woche würden die Elektriker hier zur Tat schreiten.
Der Tumaba müsse sich für die am 11.11. startende Kampagne diesmal wirklich keine Sorgen machen, versichert der Bürgermeister. Drei Jahre lang war die Karnevalsabteilung des TV 1862 Lauterbach aus ihrer angestammten Narrhalla ausquartiert, nachdem ursprünglich nur von einer Saison die Rede gewesen war. Zuvor aber muss die Halle wieder offiziell in Betrieb genommen werden. Das wird nicht mit Comedy, Musik und buntem Programm geschehen, denn das Stadtparlament habe per Beschluss festgelegt, dass die erste Veranstaltung in der im neuen Glanz erstrahlenden Halle eine Sitzung der Stadtverordneten sein solle, erläutert Vollmöller. Die Bürger könnten dann vermutlich die Halle bei einem Tag der offenen Tür kennenlernen.
Die Adolf-Spieß-Halle war einst vom Turnverein errichtet und 1908 eingeweiht worden. Architekt war der Lauterbacher Heinrich Möller, der sich später mit zahlreichen Filmpalästen in Berlin einen Namen machte. Im Ersten Weltkrieg war in der nach dem in Lauterbach geborenen Begründer des Schul- und des Mädchenturnens benannten Turnhalle ein Lazarett untergebracht, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs waren Soldaten einquartiert, anschließend ein Aufnahmelager für Flüchtlinge. In Zeiten der Wohnungsnot waren über der Turnhalle auch zahlreiche Familien zu Hause, die Turnhallen-Gaststätte bewirtete Gäste. 1937 wurde ein Sportplatz oberhalb der Halle angelegt. Die Halle wurde nicht nur als Sportstätte, sondern auch als Festsaal und Veranstaltungsraum genutzt.
Immer wieder waren teure Sanierungen fällig, ein größerer Kraftakt zuletzt in den Achtzigerjahren. Aber schon im Kriegsjahr 1941 wurde über die Verlegung eines Parkettbodens verhandelt. Und nach dem Krieg standen umfangreiche Reparaturen an, wobei der Verein mit den Behörden Verhandlungen zu führen hatte, weil zu klären war, welche Schäden durch militärische Einquartierung und welche durch Flüchtlingsunterbringung entstanden waren. Das Treppenhaus wurde 1954 angelegt.
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