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LAUTERBACH – 23.11.2019

Neuer Look mit alten Farben in Lauterbachs „Schmuckstück“

(von Claudia Kempf) „Die Arbeiten in der Adolf-Spieß-Halle liegen im Zeitplan“, sagt Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller. Der wievielte Zeitplan das ist seit dem Grundsatzbeschluss der Lauterbacher Stadtverordneten im Dezember 2015 zur Generalsanierung der guten Stube der Kreisstadt weiß wohl niemand so ganz genau. Was lange währt… Das Ende der Sanierungsarbeiten in und an der Lauterbacher Adolf-Spieß-Halle ist absehbar. „Wir schaffen das“, zeigt sich Lauterbachs Rathauschef Rainer-Hans Vollmöller bei einem Rundgang durch die „gute Stube“ zuversichtlich, dass bis zum Jahresende die Arbeiten der Handwerker abgeschlossen sind und die Rechnungen beim Zuschussgeber vorliegen.

Unterstützt wird sein Optimismus von den beiden Neuraum-Architekten Stephan Mölig und Christian Diegelmann, die in den zurückliegenden dreieinhalb Jahren hier viel Zeit verbracht und dabei jeden noch so kleinen Winkel der altehrwürdigen Halle persönlich kennengelernt haben. „Wir befinden uns gerade im Übergang von der Bauphase zur Inbetriebnahme“, sagt Mölig und Diegelmann ergänzt, dass die Malerarbeiten in der nächsten Woche beendet sein werden und dann „nur noch Kleinigkeiten zu erledigen sind“. Letzte Arbeiten würden aktuell noch an den Fußböden im Erdgeschoss getätigt. Die Gebäudetechnik sei komplett installiert und müsse vor der Inbetriebnahme der Halle nur noch programmiert werden. Das Mobiliar – Tische, Stühle, Theken und Küchenausstattung… – werde Ende der 49. Woche geliefert.

Die Gebäudetechnik, so betonen Bauamtsleiter Jörg Saller und seine Kollegin Julia Hedtrich, sei künftig direkt ans Rathaus angeschlossen. „Wir können sehen, wenn jemand das Licht angelassen oder das Fenster offengelassen hat“, flachst Saller.

Wie schön die Halle am Ende der über dreijährigen Sanierung sein wird, ist jetzt zu sehen. „Hier geht mir das Herz auf“, strahlt Vollmöller beim Blick durch den großen Saal der Halle, die nicht nur wegen der neuen Lichttechnik – inklusive moderner Lampen in alter Optik – sondern auch Dank einer ausgewählten Farbgebung hell und freundlich wirkt.

Apropos Farbgebung: Neben vielen weiteren ein Kapitel, dem Architekt Stephan Mölig besonderes Augenmerk widmete, um den Charakter des Jugendstilbaus und seine Schönheiten besonders herauszustellen. „Viele Wochenenden habe ich hier verbracht, um die passenden Farben zu finden“, gesteht Mölig. Verschiedenfarbige Muster an der Wand im Foyer des ersten Obergeschosses zeugen noch davon. Immer wieder habe er selber den Pinsel „geschwungen“, um verschiedene Farben auf Wände und Vertäfelungen aufzubringen und die Wirkung zu testen, erinnert sich der Architekt.

HINTERGRUND
Die neue Adolf-Spieß-Halle wird sich künftig als eine multifunktionale Stadthalle präsentieren, die sowohl ein generationsübergreifender, multikultureller Treffpunkt, Veranstaltungsort für Konzerte, Lesungen und Feiern sein und auch Raum für Sportgruppen bieten soll. Nach dem Abschluss der Bauarbeiten, der offiziellen Abnahme durch das Kreisbauamt und der aufwendigen Programmierung der Gebäudetechnik soll die Halle mit einer Stadtverordnetenversammlung Ende Januar oder Anfang Februar offiziell in Betrieb genommen werden.

Rund 2,75 Millionen Euro kostet die grundhafte Sanierung und Modernisierung der Adolf-Spieß-Halle. Der Löwenanteil der Gesamtmaßnahme, exakt „zweimillionenzweitausendsechshundert“ Euro, wird aus dem Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ finanziert, für das sich die Stadt im November 2015 beworben hatte und seitens des Bundes ausgewählt worden war. 997 Städte und Gemeinden hatten sich um die insgesamt 140 Millionen Euro „für kommunale Infrastrukturprojekte mit besonderer sozialer und integrativer Wirkung“ beworben. Zu den 56 berücksichtigten Kommunen zählte die Stadt Lauterbach mit dem Projekt „Sanierung und Reaktivierung der Adolf-Spieß-Halle“.

Ein „Glücksfall“ für Lauterbach, wie Bürgermeister Vollmöller, der den Bundestopf aufgetan hatte, in der Vergangenheit immer wieder betonte. Rund 750000 Euro bringt die Stadt für die Maßnahme ein, für Ausstattung, Technik und so manche unvorhergesehene Maßnahme. Laut Vorgabe der Zuschussgeber sollte die Sanierung bereits Ende 2017 abgeschlossen sein. Doch der denkmalgeschützte Jugendstilbau barg eine Reihe von „Überraschungen“, hinzu kamen zunächst nicht geplante Arbeiten wie die barrierefreie Erschließung der Obergeschosse, zudem die Hochkonjunktur im Baugewerbe, die Auftragsvergaben schwierig machten. Der Zuschussgeber gewährte aufgrund dessen zwei Mal Verlängerung. Abrechnungstermin soll nun Mitte Dezember sein. (cke)

Die Arbeit hat sich gelohnt. Weiß, Beige und ein helles Blau dominieren bei der Farbgebung in der Halle. „Die vorwiegend alten Farben – allesamt ‚Bauhaus‘-Farben – sollen die Besonderheiten zur Geltung bringen und Schwerpunkte betonen“, sagt Stephan Mölig. So bekomme der gerundete kleine Flur vor dem Eingang zum großen Saal einen Beigeton, um seine Ästhetik und die des großen Fensters hervorzuheben. In einem besonderen Blau ist die Bühnenumrandung im Saal gestaltet. Das beim Bürgermeister Erinnerungen weckt und ihn in Kindheitserinnerungen schwelgen lässt. „In diesem Blau waren früher unsere Turnerleibchen, die wir Kinder uns beim Turnverein hart erarbeiten mussten und mit großen Stolz trugen“, berichtet er strahlend. „Es wird richtig schön und hat Stil“, freut er sich auch angesichts der lichtdurchfluteten Emporen und des hellen kleinen Saals.

Besonderer Hingucker sind auch die historisch anmutenden Fliesen der sanitären Anlagen im Kellergeschoss, deren moderne Keramik dazu einen schönen Kontrapunkt setzt. Und auch hier entgeht dem aufmerksamen Betrachter die bewusst gewählte Farbgebung nicht. Bei den „Jungs“ findet sich eine im „alten Blau“ gestaltete Wandverzierung. Bei den „Mädchen“ gibt es das Pendant in „Altrosa“.

 


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